Dieser Artikel ist eine deutsche Übersetzung des Original-Blogposts von JL Collins (in Englisch), der auf dieser Seite seines Blogs jlcollinsh.com gepostet wurde.
Auf einer Reise nach Ohio habe ich RMak getroffen, der in einem Motorradforum unterwegs ist, in dem ich auch rumhänge. Später hat er einen Bericht über unser Treffen gepostet und mich so beschrieben:
“Ein Riese kam raus … Der Typ sah aus wie eine Mischung aus John Wayne, Justin Bieber und Bigfoot.”
Das ist netter als viele andere Beschreibungen, die ich im Laufe der Jahre bekommen habe.
Jedenfalls war das das erste Mal, dass ich an Justin Bieber gedacht habe. Du kannst dir vorstellen, wie verwirrt ich war, als er eine Woche später auf dem Cover des … warte … Forbes Magazine erschien!
Interessanterweise war er nicht dort, weil er auf ihrer Liste der “reichsten Prominenten” oder so was stand, sondern weil er ein Risikokapitalgeber und der neue Liebling der Hightech-Start-ups war. Dank seines Managers und Anlageberaters. Es scheint, als sei ein wichtiger Teil ihrer Strategie, dass andere Risikokapitalgesellschaften und Unternehmer bereit sind, ihn nur zu den besten und lukrativsten Geschäften einzuladen, weil …
… nun ja, einfach weil er Justin Bieber ist, natürlich. Forbes ist super beeindruckt von seinem Geschäftssinn. Justin, Mann, du solltest anfangen, jlcollinsnh zu lesen!
Fang hier an – Ein einfacher Weg, um reich zu werden – und schau dir Schritt 2 an:
2/ Halte dich von Finanzmanagern fern. Im besten Fall sind sie teuer, im schlimmsten Fall werden sie dich bestehlen. Google mal nach Bernie Madoff. Hol dir mit Bedacht Rat ein und gib niemals die Kontrolle ab. Es ist dein Geld, und niemand wird besser darauf aufpassen als du selbst. Aber viele werden versuchen, sich daran zu bereichern. Lass das nicht zu.
Wenn ich von Finanzmanagern spreche, meine ich auch Anlageberater, Finanzplaner, Makler und andere. Alle, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dein Geld zu verwalten.
Ich bin mir sicher, dass es viele ehrliche, gewissenhafte und fleissige Berater gibt, die die Bedürfnisse ihrer Kunden über ihre eigenen stellen. Nun ja… eigentlich bin ich mir da gar nicht so sicher. Aber für alle Fälle erwähne ich das aus Fairness ihnen gegenüber.
Das ist das Problem
- Von Natur aus sind die Interessen eines Beraters und die seines Kunden strukturell gegensätzlich. Um im Interesse des Kunden zu handeln, muss der Berater auf seine eigenen Interessen verzichten. Nur aussergewöhnliche und tugendhafte Menschen sind dazu in der Lage. Die Finanzverwaltung scheint weder die primäre noch die sekundäre Berufung dieser aussergewöhnlichen und tugendhaften Menschen zu sein.
- Gut gemeinte, aber schlechte Ratschläge sind in diesem Bereich sehr verbreitet. Berater, die die Interessen ihrer Kunden über ihre eigenen stellen, sind, um einen Satz von Joe Lansdale aus seinem Roman “Edge of Dark Water” zu zitieren: “Seltener als getaufte Klapperschlangen”. Und dann muss man noch einen finden, der wirklich gut ist.
- Berater fühlen sich nicht von den besten Anlagen angezogen, sondern eher von denen, die die höchsten Provisionen und Verwaltungsgebühren einbringen. Tatsächlich werden sie oft von ihrem Unternehmen gezwungen, diese Produkte zu verkaufen. Diese Anlagen sind per Definition teuer in der Anschaffung und im Unterhalt.
- Kein Wunder, dass ein Bereich, der Zugang zu den Ersparnissen eines ganzen Lebens bietet, Betrüger, Diebe und Gauner anzieht.
Anlageberater verdienen ihr Geld auf drei Arten
1. Provisionen
Der Berater wird jedes Mal bezahlt, wenn du eine Anlage kaufst oder verkaufst.
Es ist klar, dass hier die Gefahr von Missbrauch besteht und ein offensichtlicher Interessenkonflikt vorliegt. Für den Kauf eines Vanguard-Fonds fallen keine “Gebühren” (Provisionen) an. American Funds hingegen verlangt unter anderem extrem hohe Gebühren. Diese fliessen in die Tasche des Beraters. Hm, ich frage mich, was er dir wohl empfehlen wird?
Andere Fonds bieten den Beratern, die sie verkaufen, wiederkehrende Verwaltungsgebühren von 1% (auf dein Geld). Das heisst, du zahlst nicht nur einmal eine Provision, sondern jedes Jahr, solange du den Fonds hältst. Kein Wunder, dass die Berater auch diese bevorzugen.
Anlagen in Versicherungen gehören zu den Produkten, die die höchsten Provisionen einbringen. Vielleicht sind sie deshalb die von Beratern am häufigsten empfohlenen Produkte und sicherlich auch die für dich teuersten. Renten- und Lebensversicherungen bringen Provisionen von bis zu 10%. Schlimmer noch, diese Provisionen sind in der Anlage versteckt, sodass du sie nie zu Gesicht bekommst. Ich weiss nicht, wie so ein Betrug legal sein kann. Aber er ist es.
Hedgefonds und private Investitionen machen ihre Verkäufer und die Betreiber reich. Die Investoren? Vielleicht. Manchmal.
Und als ob das noch nicht genug wäre, können sie, wenn du nicht aufpasst, noch mehr Geld auf deine Kosten verdienen, indem sie dein Konto “churnen”. Churning bedeutet, dass man häufig Investitionen kauft und verkauft, um Provisionen zu generieren. Das ist illegal. Aber es ist auch leicht zu verbergen, vor allem unter dem Vorwand, “die Aufteilung deiner Vermögenswerte anzupassen”.
Früher haben die Leute Bernie Madoff regelrecht angefleht, ihr Geld anzunehmen. Seine Referenzen waren top. Sein Werdegang auch. Nur die “besten” Anlageberater konnten dich reinbringen. Madoff hat sie dafür grosszügig bezahlt. Genauso wie ihre Kunden. Ups.
2. Verwaltungsgebühren, das AUM-Modell
Der Berater berechnet dir jährliche Gebühren für die Verwaltung deines Geldes. In der Regel sind das zwischen 1 und 2% des verwalteten Vermögens (AUM, auch bekannt als “Assets Under Management”).
Angesichts der vielen Missbräuche des Provisionsmodells in den letzten Jahren sind Verwaltungsgebühren mittlerweile üblicher geworden. Man sagt, dass sie objektiver und “professioneller” sind. Aber es gibt auch Nachteile.
Erstens sind 1 bis 2% pro Jahr ein echtes Hindernis für das Wachstum deines Vermögens. Nehmen wir an, dein Portfolio bringt 8% pro Jahr ein. 2% gehen für Gebühren drauf. Nehmen wir 3% für die Inflation und vielleicht 3% für Steuern und … plötzlich hast du nichts mehr übrig. Anlagerenditen sind wertvoll, und bei diesem Modell nimmt dein Berater das Beste vom Besten.
Schauen wir mal auf der Website von unserem Kumpel Dave Ramsey vorbei und leihen uns seinen Rechner aus. Nehmen wir an, du hast ein Vermögen von 100'000 $. Das ist ungefähr das Minimum, um einen Berater zu interessieren. Nehmen wir an, du investierst es für 20 Jahre und erzielst 8% pro Jahr. Am Ende hast du 492'680 $. Nicht schlecht. Nehmen wir nun an, du zahlst 2% Verwaltungsgebühren. Deine Nettorendite beträgt nun 6% und nach 20 Jahren hast du 331'020 $. Das sind 161'660 $ weniger. Du verzichtest nicht nur jedes Jahr auf 1-2%, sondern auch auf das gesamte Geld, das dir dieses Geld dank der Zinseszinsen in 20 Jahren eingebracht hätte.
Zweitens gibt’s immer noch das Problem des Interessenkonflikts. Es ist nicht so verbreitet wie beim Provisionsmodell, aber es besteht trotzdem. Vielleicht überlegst du, deine Hypothek von 100'000 Dollar zurückzuzahlen oder 100'000 Dollar für das Studium deiner Kinder zu zahlen, damit sie sich nicht verschulden müssen. Die meisten Berater werden dir von diesen beiden Optionen abraten. Für dich kann das je nach Situation ein guter oder ein schlechter Rat sein. Für deinen Berater ist es der einzige Rat, mit dem er die 1'000 bis 2'000 Dollar Jahresgebühr behalten kann, die ihm deine 100'000 Dollar einbringen.
Drittens: Die meisten Berater kosten dich noch mehr, weil ihre Leistungen unter dem Marktniveau liegen. Du wirst erst in etwa zwanzig Jahren wissen, ob du das Glück hattest, einen der wenigen Berater zu wählen, bei denen das nicht der Fall ist.
3. Stundensätze
Wenn du wirklich Beratung brauchst, ist das der einfachste Weg, sie zu bekommen. Aber du musst dafür bezahlen. Stundensätze von 200 bis 300 Dollar oder sogar mehr sind keine Seltenheit. Das Risiko, abgezockt zu werden, ist geringer, aber du musst trotzdem abwägen, ob die Beratung selbst gut oder schlecht für deine finanzielle Gesundheit ist.
4. Eine Kombination aus den oben genannten Punkten 1, 2 und 3
Das ist unsere letzte Option. Wenn dein Berater sie nutzt, ist das wahrscheinlich nicht zu deinem Besten.
Ziemlich düster, oder? Hier ist ein Artikel des Anlageberaters Allen Roth (Anmerkung der Redaktion: Der Link existiert nicht mehr), der interessante Einblicke in die Funktionsweise des Systems gibt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Bravo, Allen! Aber wo unsere Meinungen auseinandergehen, ist, dass er auch Tipps gibt, wie man einen guten Berater auswählt. Das ist wahrscheinlich noch schwieriger als die Auswahl der richtigen Aktien oder Investmentfonds.
Wenn du ein Anfänger im Bereich Investitionen bist, hast du zwei Möglichkeiten:
- Du kannst lernen, wie man einen Berater auswählt.
- Du kannst lernen, deine Investitionen auszuwählen.
Beides erfordert Arbeit und Zeit. Aber die zweite Option führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern ist auch die einfachere.
Das Ironische an guten Investitionen ist, dass einfach besser ist. Komplizierte Investitionen kommen nur den Leuten und Unternehmen zugute, die sie verkaufen. Du brauchst nicht nur keine komplizierten Investitionen, sondern sie schaden dir sogar. Im besten Fall sind sie teuer. Im schlimmsten Fall sind sie ein Tummelplatz für Betrüger. Das ist es nicht wert. Du kannst es besser machen.
Niemand wird sich besser um dein Geld kümmern als du selbst. Mit weniger Aufwand als bei der Auswahl eines Beraters kannst du lernen, dein Geld selbst zu verwalten… mit besseren Ergebnissen.
Nachtrag I:
Der Leser Prob 8 schrieb mir:
“Wenn jemand die Aussagen von JLC über die Auswirkungen von Gebühren und Provisionen auf dein Portfolio anzweifelt, schau dir dieses Video von PBS an: http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/ — es heisst “The Retirement Gamble”. (Du musst das in die Suchleiste eingeben, um das Video zu finden.) Es enthält Interviews mit Jack Bogle und alles, was du wissen musst, um zu verstehen, dass Gebühren und Anlageberater deinem Portfolio mehr schaden als nützen.”
Ich hab’s mir gerade angesehen. Es ist super interessant und ich kann es den Lesern echt empfehlen. Die Berechnungen zu den Schäden, die scheinbar bescheidene Gebühren von 2% verursachen können, sind einfach umwerfend; selbst mir war nicht wirklich klar, wie sehr 401k-Pläne (Anm. d. Red.: Vorsorgesystem in den USA) mittlerweile mit Gebühren belastet sind. Ups! Danke, Prob 8!!
Nachtrag II:
Lebensversicherungsverkäufer lernen von ihren Unternehmen, sich als Anlageberater auszugeben. So können sie teure Produkte wie die unzähligen Varianten der Lebensversicherung leichter verkaufen. Kauft diese Produkte nicht. Wenn du eine Lebensversicherung brauchst, nimm eine Risikolebensversicherung, die genau deinen Bedürfnissen entspricht und die Laufzeit hat, die dir passt. Nimm das Geld, das du sparst, und investiere es in einen kostengünstigen Indexfonds wie VTSAX.
MP-Notizen
Ich kann JL nur zustimmen: Niemand kümmert sich besser um dein Geld als du selbst.
Beim erneuten Lesen dieses Artikels sind mir auch folgende Gedanken gekommen:
Säule 3a in Verbindung mit einer Lebensversicherung: der legale Betrug der Schweiz…
Ich musste echt lachen, als JL über Lebensversicherungen sprach. Das Lustigste daran ist, dass er sich genau die gleiche Frage stellt wie ich: “Wie kann so ein Betrug legal sein?!?”
Egal was passiert, wenn du schon mal von einem “Versicherungsberater” reingelegt wurdest, hab ich zwei Dinge zu sagen:
- Willkommen im Club… Ich habe diesen Fehler gemacht… zweimal! Also mach dir keine allzu grossen Vorwürfe…
- Lies diesen Artikel, um zu verstehen, wie und warum du deine Säule 3a, die mit einer Lebensversicherung verbunden ist, so schnell wie möglich schliessen solltest
Bezahle deine Beratung stundenweise
Wenn du irgendeine “kostenlose” Beratung bekommst, bezahlst du sie woanders… in Form von versteckten, exorbitanten Gebühren.
Ein Beispiel? Wenn ein sogenannter Hypothekenberater dir vorschlägt, um 19:30 Uhr in sein Büro zu kommen und dich nach Hause zu fahren, weil es ihm Spass macht… um 20:45 Uhr! Überleg’s dir gut… vor allem, wenn du an die beiden (!!) Säulen 3a Lebensversicherungen denkst, die sie dir als “die beste Lösung zum Schutz deiner Familie” verkaufen wollen…
Das einzige Mal, dass ich für eine Finanzberatung (oder besser gesagt Finanzplanung) bezahlt habe, war bei VZ. Das war teuer pro Stunde (was normal ist, denn jede Arbeit verdient einen Lohn)! Aber vor allem: Es war nicht kostenlos!
Wo soll ein Schweizer Investor anfangen?
Wenn du neu auf dem Blog bist und anfangen möchtest, an der Börse zu investieren, fragst du dich vielleicht:
“Dieser Artikel von JL Collins ist cool, aber was rätst du mir, MP, wenn ich weder auf meinen Bankberater noch auf meinen Versicherungsberater hören soll?”
Diese Frage wurde mir so oft gestellt, dass ich sie in einem eigenen Artikel beantworte: “Wie würde ich 10'000 CHF an der Börse investieren, wenn ich heute anfangen würde (Börsencrash oder nicht!)?”
Fotokredit: jlcollinsnh.com

